Exclusiv: Trainer Dieter Müller im Gespräch PDF Drucken E-Mail
Montag, den 01. Dezember 2014 um 17:24 Uhr

Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende entgegen. Grund genug um die Saison nochmals Revue passieren zu lassen. Dazu traf sich die Redaktion mit Trainer Dieter Müller, der uns genau wie in den Vorjahren erneut ausführlich Rede und Antwort stand. 

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Aufmerksam und stets die Zeit im Blick: Coach Müller in Menden (Westfalen)

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>>„Aller guten Dinge sind Drei“- lässt sich die alte Volksweisheit auch auf dich übertragen- konkret war das 3.Jahr auch das Erfolgreichste aus deiner Sicht?

Ich denke, wir hatten dieses Jahr einige schöne Erfolge; aber ich sehe diese Saison nicht als die erfolgreichste an. Wir haben zum Teil stagniert, weil auch der Kreis der leistungswilligen Aktiven leider kleiner geworden ist. Hatten wir z.B. Anfang des Jahres noch weit über 30 Teilnehmer beim Bahntraining, so lag die Zahl in den letzten Wochen höchstens noch bei 15.

Wenn ich dieser Saison eine Schulnote geben würde, dann handelt es sich um ein „befriedigend“.

>>Die Presse schreibt oft vom Deuzer Trainer Dieter Müller. Genau genommen existiert aber ein Betreuerstab, zu dem auch Andreas Rottler gehört. Trefft ihr wichtige Entscheidungen gleichberechtigt und was ist eigentlich seine konkrete Aufgabe?

Eins mal vorneweg:

Ohne Andreas Rottler gäbe es den Trainer Dieter Müller in Deuz nicht. Er ist für mich unverzichtbar und hat den gleichen Anteil an unseren Erfolgen wie ich, obwohl in der Öffentlichkeit meist mein Name genannt wird. Aber damit hat Andreas kein Problem, eher ist das Gegenteil der Fall. Wir sind beileibe auch nicht immer einer Meinung, finden aber meist einen gemeinsamen Nenner.

Andreas ist für das Marathon- und Berglauftraining zuständig und erarbeitet mit mir die Trainingspläne und Trainingseinheiten. Seine detaillierten Auswertungen und Analysen im Hintergrund sind ein wertvoller Bestandteil unserer Trainingsarbeit. Wenn wir uns mal nicht einigen, muss ich die Entscheidung treffen und den Kopf dafür hinhalten :-).

>>Aus Kreisen der Läufer wurden unlängst Stimmen laut, die indirekt ankündigten, dass in der kommenden Saison die Trainingseinheiten modifiziert werden sollen, also die Methodik sich womöglich ändern dürfte. Die Redaktion tappt hier bislang „im Dunkeln“. Lässt sich das Trainerteam in Bezug auf dessen vorab in die Karten schauen?

Die Planungen über das Training in der kommenden Saison sind noch nicht abgeschlossen, aber es sind in der Tat ein paar Änderungen vorgesehen.

Unser Trainingsaufbau war nun drei Jahre fast identisch. Daher ist es jetzt an der Zeit, neue Trainingsreize zu setzen, auch um für neuen Schwung und Motivation bei unseren Aktiven zu sorgen.

>>Genau wie in den beiden Vorjahren gab es auch 2014 wieder Neuzugänge. Unter anderen kamen erfahrene Leute zum Verein, die in der Laufsportszene als „alte Hasen“ gelten. Auch deren Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft ist also ungebrochen?

Letztes Jahr gab es einige Neuzugänge, vor allem im Seniorenbereich. Bei z.B. Thomas Braukmann oder Gerhard Schneider muss man sich um deren Ehrgeiz bestimmt keine Sorgen machen, da wird sich nichts ändern.

Unbedingt nennen muss ich aber auch Tina Schneider, die dafür gesorgt hat, dass wir unser hohes Niveau im Frauenbereich gehalten haben.

Es werden die bekannten Namen sein, die auch nächstes Jahr für den TuS Deuz erfolgreich sein werden.

>>Wirft man einen Blick in die Bestenliste des Vereines, fällt auf, dass Sportler auch im reiferen Alter durchaus noch persönliche Bestzeiten erzielen, trotz einer mitunter bereits langen Lauf-Karriere! Ist sowas planbar bzw. trainiert ihr speziell auch daraufhin?

Du spielst damit sicherlich auf Stefan Brockfeld an, der mit 48 Jahren die wahrscheinlich beste Saison seiner langen Karriere gelaufen ist. Brocki hat uns „vertraut“ und die Vorgaben eins zu eins umgesetzt, das war großartig!

Ich vergleiche Brocki öfter mit Arjen Robben, weil er sich genauso professionell verhält und sich beim Auslaufen praktisch schon auf den nächsten Wettkampf vorbereitet. Wenn man in unserem Verein jemand „Profi“ nennen kann, dann sicherlich Stefan.

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Schnappschuss mit Trainer Müller hier aktiv bei einem Wettkampf in Paderborn 


>>Folgende Frage ergibt sich nun schon traditionell: Wer hat den aus deiner Sicht größten Sprung gemacht und wer galt diese Saison als die Überraschung?

Mit der Leistungssteigerung von Stefan Brockfeld war in dieser Form sicher nicht zu rechnen, das hat uns schon überrascht. Auch Tina Schneider, die schon seit vielen Jahren leistungsmäßig läuft, hat über 5000m, 10km und Halbmarathon persönliche Bestzeiten erzielt. Ich bin schon ab und zu angesprochen worden, dass es keine große Kunst sei, relative Anfänger mit gezieltem Training zu verbessern.

Die Arbeit mit Stefan und Tina beweist, dass wir auch erfahrene Athleten verbessern können, wenn sie sich auf unser Training einlassen.

Imponiert hat mir aber auch z.B. ein Jannik Ax, der sich mit Fleiss und Akribie ständig verbessert hat.

Unbedingt nennen muss ich aber auch meine Frau Gabi, die dieses Jahr trotz etlicher Probleme, ganz tolle Leistungen gebracht hat.

>>Dass der Verein im Umfeld einen ausgesprochen guten Ruf hat, ist natürlich auch auf dich speziell zurück zu führen. Läuft wirklich alles perfekt oder siehst Du auch noch Dinge, die verbesserungswürdig sind? Gab es Tage, dessen Resultate nicht das Erwartete widerspiegelten?

Es läuft vieles gut, aber nicht perfekt und es gibt noch einiges zu verbessern.

Ich habe sicherlich im Verein etliches positiv angestoßen, bin aber auch an Grenzen gekommen, So habe ich in Sachen Jugendarbeit nichts bewirken können und selbst die Einrichtung einer dringend notwendigen „Stabi-Gymnastik-Stunde“ in Deuz, ist mir nicht gelungen.

Diese Dinge, aber auch menschliche Enttäuschungen und die Stagnation im Leistungsport, haben mich lange überlegen lassen, den Trainerjob in Deuz fortzuführen.

>>In der Vorsaison richtete der Verein neben dem Pfingstlauf auch einen Berglauf im September aus, welcher die Westdeutschen Meister suchte und fand. Auf Grund neuer Regularien des nationalen Verbandes wurden die Kriterien für Bergläufe deutlich verschärft. Ist es auf Grund des positiven Echos der letztjährigen Teilnehmer denkbar, dass der Lauf zum Forsthaus Hohenroth dennoch eine Fortsetzung, auch als Volkslauf findet?

Erstmal finde ich es schade, dass es diese Meisterschaften nicht mehr gibt. Die Veranstaltung 2013 in Deuz war eine runde Sache und wurde allerorts in den höchsten Tönen gelobt. Ob man allerdings ohne Meisterschaftscharakter genügend Teilnehmer bekäme, wage ich zu bezweifeln.

Daher sollten wir uns vielleicht lieber wieder intensiv mit dem Pfingstlauf beschäftigen, um den Teilnehmerschwund aufzuhalten.

>>2015 wirft seine Schatten voraus. Wo setzt Du hier im allgemeinen die Schwerpunkte bzw. was stellt nächstes Jahr den sportlichen Höhepunkt dar?

Ehrlich gesagt, habe ich mich mit der kommenden Saison noch nicht so sehr beschäftigt. Erstmal muss ich mit unseren Aktiven klären, ob genügend Leistungsbereitschaft da ist, wieder große Ziele anzupeilen. Die deutschen Halbmarathonmeisterschaften sind z.B. in Husum, andere sind ähnlich weit weg.

Solche Fahrten haben nur Sinn, wenn man sich auch vernünftig vorbereitet.

Daher planen wir derzeit erstmal das Wintertraining, um überhaupt die nötige Grundlage für eine hoffentlich erfolgreiche Saison 2015 zu bekommen.

altAlle im Ziel, da kann auch der Trainer lächeln

>>Das „letzte Wort“ hast Du, was möchtest Du auf diesem Weg noch los werden?

Ich hoffe sehr, dass wir im Leistungssport wieder unsere Kräfte bündeln und gemeinsam Erfolg haben werden. Aber es geht beim TuS Deuz nicht nur um den Leistungssport, auch die Verbindung zu Breitensport und Geselligkeit muss stimmen. Denn das ganze Gebilde macht den TuS Deuz im Siegerland so stark.

Abschließend möchte ich mich noch bei den „Entscheidungsträgern“ rund um die Laufabteilung für ihren Einsatz bedanken. Die Zusammenarbeit mit der Abteilungsleitung und dem Förderverein ist vorbildlich und macht mir Hoffnung, dass auch in Zukunft die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Außerdem drücke ich den Fußballern des Vereins fest die Daumen, dass der Klassenerhalt in der A-Kreisliga gelingt und die gute Arbeit meines Trainerkollegen Alex Müller damit belohnt wird.

>Vielen Dank für das Gespräch und dass Du dir so ausführlich Zeit genommen hast. Wir wünschen deiner Familie und dir auch weiterhin alles Gute! (notiert: ToH)